Die Lage auf dem Projektmarkt in der IT-Branche ist momentan außerordentlich gut. Das Beratergeschäft boomt und der Projektmarkt scheint von einer Krise weit entfernt. Trotzdem sollten sich IT-Berater die Frage stellen, wie es weitergeht. Denn die aktuellen Aktienmärkte, die immer ein Seismograf für wirtschaftliche Veränderungen sind, unterliegen extremen Schwankungen. In welche Richtung sich die Wirtschaft im nächsten Jahr entwickelt, ist deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorauszusehen.
Aussichten für Projektmarkt nicht eindeutig vorhersagbar
Die Lage auf dem Aktienmarkt biete erfahrungsgemäß Hinweise darauf, wie die Wirtschaftslage und damit auch die Situation der IT-Freiberufler in einem halben Jahr aussehe, sagt BVSI-Vorstand Dr. Dirk Bisping. “Zurzeit kann noch niemand eine verlässliche Voraussage treffen, wie sich der IT-Projektmarkt weiter entwickelt, aber die Warnsignale mehren sich.“
Zur Erinnerung: Als in den Jahren 2001 und 2008 die Aktienmärkte einbrachen, wurde etwa ein halbes Jahr später der IT-Markt von der wirtschaftlichen Talfahrt erfasst. – Gegenwärtig häufen sich wieder die Vorzeichen einer globalen Wirtschaftskrise: Mehrere EU-Staaten sind vom Kollaps bedroht und es besteht definitiv eine Bedrohungslage für die Weltwirtschaft.
Von einer Abkühlung des IT-Marktes ist hingegen nichts zu spüren. Die IT-Geschäfte laufen ausgezeichnet. „Was Berater vor zwei Jahren noch an Anfragen in einem Monat erhielten, bekommen sie jetzt pro Woche“, weiß Dr. Bisping. Neue Statistiken belegen zudem, was viele BVSI-IT-Freiberufler bestätigen: Die Honorare sind je nach Themengebiet im Vergleich zum Vorjahr um 5 bis 15 Euro gestiegen. Die Nachfrage nach freiberuflichen IT-Spezialisten ist enorm, es herrscht ein echter Fachkräftemangel.
IT-Freiberufler sind jetzt mit der Frage konfrontiert, wie sie in dieser „durchwachsenen“ Lage agieren. Bleiben sie in einem gesicherten Engagement oder geben sie die Position auf, um mehr Geld zu verdienen? Manche Experten sind schon jahrelang für einen Kunden tätig und erhalten ein gutes, aber nicht exorbitantes Honorar. Diese denken vielleicht über einen Wechsel zu einem Kunden nach, der höhere Honorare zahlt. Andere entscheiden sich, bei dem Unternehmen zu bleiben, in dem sie sich eine sichere Position erarbeitet haben. Dabei nehmen sie in Kauf, dass sie nicht zum Spitzensatz arbeiten.
„In Anbetracht der sich mehrenden Warnsignale empfiehlt der BVSI den IT-Beratern, eher auf Sicherheit setzen, sich ein vertrautes Arbeitsumfeld zu erhalten und finanzielle Reserven anzulegen, um eine möglicherweise längere Durststrecke zu überstehen“, so Dr. Bisping. Denn es sei leider zu befürchten, dass es zu einem Wirtschaftsabschwung komme, der noch über das Jahr 2012 hinaus gehen könne.