Was anfangs wie ein wahrer Segen für viele Freiberufler wirkt, entpuppt sich oftmals mit zunehmender Zeit als echte Kostenfalle: Die private Krankenversicherung, anfangs attraktiv durch geringere Beiträge, aber bessere Leistungen als die gesetzliche, wird mit den Jahren immer teurer. Durch stetige Beitragsanpassungen nehmen die Prämien Ausmaße an, die gerade mit Blick auf das Rentenalter bedrohlich wirken.
Ursache liegt in steigenden Kosten und der Tarifpolitik der Versicherer
Die steigenden Beiträge erklären sich zunächst recht leicht: Ein alternder Versicherter nimmt im Allgemeinen häufiger medizinische Leistungen in Anspruch. Darüber hinaus lässt sich immer wieder lesen, dass Privatpatienten zusehends häufiger von betriebswirtschaftlich denkenden Ärzten überversorgt werden. Anders als gesetzliche Krankenversicherungen geben private Krankenversicherungen eine Leistungsgarantie ab. D.h., sie müssen den aus größerem Versorgungsaufwand resultierenden Kostenanstieg über höhere Prämieneinnahmen kompensieren.
Diese Dynamik wird durch die Tarifpolitik der Versicherer verschärft. Um für potentielle neue junge Kunden preislich attraktiv zu bleiben, haben Versicherer in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Tarife an den Markt gebracht, die den alten zwar in den Leistungen sehr ähnlich sind, aber ohne deren Altlasten daherkommen. So wurden ältere Kunden zu einer abgeschlossenen Kohorte, die ohne Zuwachs an jungen Neuversicherten in alten Tarifen „vergreist“. In der Folge gibt es heute eine Vielfalt gleichartiger Tarife bei einzelnen Krankenversicherern. Diese Tarife haben jedoch oftmals ganz unterschiedliche Beitragsentwicklungen genommen. Teilweise auf Grund der Alterung der Versicherungsnehmer, teilweise auf Grund der Tarifsystematik selbst. So kann etwa ein alter Tarif, der sich nur durch eine Selbstbeteiligung von einem anderen (ebenfalls älteren) Tarif unterscheidet, heute deutlich billiger sein, auch bei voller Ausschöpfung der Selbstbeteiligung. Denn eine Selbstbeteiligung hält Versicherte in Zweifelsfällen eher davon, medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen, was zu einer günstigeren Kostenstruktur für den Versicherer führt. Andere Tarife haben einen größeren Anteil Selbstständiger Versicherungsnehmer, die auch seltener zu Arztbesuchen oder Krankschreibungen tendieren als Angestellte und damit kostengünstiger zu versichern sind. So entstanden drastische Preisunterschiede für nahezu gleiche Angebote einzelner Anbieter.
Nachhaltige Einsparungen bis zu 45% für Freiberufler durch den Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft
2009 hat der Gesetzgeber mit Einführung des Paragraph 204 des Versicherungsvertragsgesetzes die Rechte der Versicherten gestärkt, indem er Bestandskunden einen Wechsel innerhalb des Tarifportfolios ihres Versicherers ermöglicht. Ältere Versicherte, die hohe Beiträge zahlen, können sich folglich die Preisunterschiede zwischen gleichartigen Tarifen ihrer Gesellschaft zunutze machen und einen billigeren Tarif bei Ihrem wählen, der ihnen gleichgute Leistungen garantiert. Letzteres ist gerade in höherem Alter für viele wichtig. Hierbei sind Einsparungen bis zu 45% des Beitrags möglich.
Der entscheidende Punkt am Paragraph 204 ist, dass sich bei einem internen Tarifwechsel keine Nachteile für den Versicherten ergeben. So wird der ursprüngliche Gesundheitszustand herangezogen. D.h., inzwischen entstandene Erkrankungen dürfen nicht zur Ablehnung eines Antrags auf den jeweiligen Alternativtarif führen. Nur wenn die Tarifalternative höhere Leistungen als der bisherige Tarif beinhaltet, werden Gesundheitsfragen relevant. Aber auch dann dürfen diese nicht zur Ablehnung führen, sondern allenfalls zu einem Ausschluss der Mehrleistungen bzw. zu Risikozuschlägen.
Außerdem bleiben die Alterungsrückstellungen erhalten. Dies ist sicherlich das wichtigste Merkmal. Alterungsrückstellungen sind in den Beiträgen enthaltene zusätzliche Zahlungen über die Versicherungszeit, die vom Versicherer kapitalbildend angelegt werden, um im Alter drohende Beitragserhöhungen abzumildern. Bei einem Wechsel der Gesellschaft gehen diese verloren, sodass mögliche kurzfristige Einsparungen hierdurch sich früher oder später ins Gegenteil verkehrt werden können. Der Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft bietet also eine nachhaltige Ersparnismöglichkeit.
Als Laie hat man kaum eine Chance
So weit, so gut. In der Praxis gestaltet sich das Wechselrecht für die Versicherten jedoch oftmals schwierig. Der Überblick über die Tarifvielfalt und der Vergleich von Tarifen ist einem Laien in vielen Fällen kaum möglich. Außerdem ist es verständlicherweise nicht im Interesse der Versicherer, ihre Einnahmen zu schmälern bei voraussichtlich gleichbleibenden Kosten. So darf man an dieser Stelle als Freiberufler kaum Unterstützung erwarten. Selbst wenn billigere Angebote von der Gesellschaft kommen, lässt sich für den Versicherten schwerlich beurteilen, ob dieses Angebot tatsächlich die optimale Ersparnis abbildet oder auch ob es ggf. einen tatsächlich alternativlosen Leistungsverlust beinhaltet.
Professionelle Hilfe
So ist es hier im Regelfall ratsam, als Freiberufler die Unterstützung eines unabhängigen PKV-Experten in Anspruch zu nehmen. Hierbei ist es wichtig, dass der Dienstleister eine voll transparente Darstellung etwaiger Alternativtarife sowie auch eine mündliche Beratung durch einen Kenner der Tariflandschaft des jeweiligen Versicherers liefert. Nur so kann man durchleuchten, ob eine Tarifalternative nicht nur eine Beitragsersparnis bringt, sondern auch tatsächlich zum individuellen Versorgungsbedarf passt. Dadurch dass der Kunde hier immer noch selbst über einen Wechsel entscheidet, und zwar nach ausführlicher Aufklärung über die Optionen – auch über etwaige Nachteile bei den Tarifalternativen – , ist sichergestellt, dass immer auf ein passendes Leistungsniveau wertgelegt wird.
7 Kommentare
Die Betreuung bei einem Tarifwechsel ist Sache des Versicherungsmaklers, bzw. des Betreuers der Krankenversicherung. Wer die Dienstleistung des Wechselns usw. mit mehreren hundert Euro bezahlen möchte, kann dies natürlich gerne tun. Es sei aber darauf verwiesen, dass diese Ersparnis nur von kurzer Dauer sein kann. Denn natürlich ist ein anderer Tarif nur dann langfristig günstiger, wenn er weniger LEistungen enthält als der Tarif, aus dem man wechselt.
Es ist kaum vorstellbar, dass in zwei leistungsgleichen Tarifen beim gleichen Versicherer in dem einen Tarif nur gesunde Versicherte versichert sind, während im anderen nur Kranke versichert sind, so dass der BEitrag dort deutlich höher ist.
Innerhalb weniger Jahre wird auch der neue TArif daher deutlich teurer, da ein solcher Tarif einfach dadurch günstiger war, dass er wieder am sparen gespart hat.
Das Fazit: am Ende ist der neue Tarif teurer als der BEitrag, den man beim Verbleib im alten Tarif gezahlt hätte. Zusätzlich ist man aber auch noch eine Provision an den Wechseldienstleister losgeworden.
Nichts gegen einen solchen Tarifwechsel, doch in der Summe findet eher nur ein Abfluss dieser Provision statt. Wenn man also wechselt , dann sollte man dies über einen Makler tun, diese Arbeit sollte nicht mehrere hundert oder tausend Euro einer angeblichen Ersparnis betragen.
Sehr geehrter Herr Steinberger,
vielen Dank für Ihr Feedback!
Grundsätzlich können Makler natürlich beim Tarifwechsel helfen, richtig. Dazu würde aber auch gehören, explizit zu machen, dass Makler letztlich aus der Hand der Versicherer bezahlt werden (mittelbar und oftmals unbewusst natürlich vom Verbraucher). Und dass ein Tarifwechsel mit Kundenersparnis nicht im Interesse letzterer ist, ist sowohl im Text erläutert als auch aus unserer Erfahrung mit Kunden bekannt. Hinzu kommt, dass sich die Betreuungsprovisionen des Maklers im Regelfall u.a. an der Höhe der Beiträge seiner Kunden bemessen. Das Interesse eines Maklers, hier ein optimales Ergebnis für seinen Kunden rauszuholen steht also im diametralen Gegensatz zu seinem, man könnte sagen, natürlichen Interesse an möglichst hohen Provisionseinnahmen. Das Ausmaß von ersterem Interesse darf vor diesem Hintergrund füglich bezweifelt werden.
Es geht hier gar nicht darum, pauschal Makler anzuprangern, sondern lediglich darum, die tatsächlichen Anreizkonstellationen aufzuzeigen. Sicherlich gehört hierzu bei vielen Maklern auch die Kundenzufriedenheit.
Doch selbst wenn ein Makler bestrebt ist, eine optimale Tarifwechsellösung für einen Kunden zu erwirken, stoßen kleinere Vertreter hier oftmals an Grenzen. Denn das Ausloten optimaler Ersparnismöglichkeiten bei Leistungsgleichheit hat Voraussetzungen, die sich ein „kleinerer“ Versicherungsmakler typischerweise nicht leisten kann. Es bedarf hier einer software- und datenbankgestützten Analyse. Ganz zu schweigen von der erforderlichen Manpower (der, wie gesagt, keine zusätzlichen Einnahmen gegenüberstehen).
Der Aufwand, der hier nötig ist, um tatsächlich das optimale Ergebnis zu erzielen, rechtfertigt auch die Honorare, die auf den ersten Blick zugegebenermaßen hoch anmuten mögen. Wenn man jedoch an Abschlussprovisionen im PKV-Bereich – die letztlich auch vom Kunden bezahlt werden – denkt, so überbietet das Preis-Leistungsverhältnis hier wohl kaum die Üblichkeiten. Hinzu kommt, dass der Kunde messbar gewinnt, weil das Honorar natürlich nur einen winzigen Bruchteil der Gesamtersparnis über die restliche Laufzeit darstellt.
Dies sind eher „theoretische“ Punkte, die dagegen sprechen, an den Makler bzw. direkt an die Gesellschaft mit einem Tarifwechselgesuch heranzutreten. Tatsache ist, dass diese eigentlich verpflichtet sind, das Thema kundenorientiert abzuwickeln. Tatsache ist aber leider auch, dass nicht wenige unserer Kunden dies erfolglos getan haben. Dabei zeigt sich zumeist, dass die Gesellschaften blockieren bzw. (für den Kunden nicht beurteilbare) Alibiangebote machen und sich Makler, wenn überhaupt mit dem Thema vertraut, ähnlich verhalten.
Dies führt gleich zu Ihrem weiteren Punkt: Natürlich finden sich im einen Tarif nicht NUR kranke (und damit teure) Versicherte und im anderen nicht NUR Gesunde (und damit billige). Die TATSACHE unterschiedlicher Beitragsentwicklung zeigt jedoch, dass verschiedene Kohorten bzw. Tarifbedingungen unterschiedliche Kosten verursachen. Und blickt man auf Tarifmerkmale, wie etwa die Selbstbeteiligung oder die Anteile der Berufsgruppen an den jeweiligen Versicherungsnehmern, so dürften diese Unterschiede bereits ex ante absehbar sein.
Und natürlich lässt sich daraus keine Beitragsstabilität bis in alle Zukunft GARANTIEREN. Jedoch sind bisherige vergleichsweise milde Beitragssteigerungen, die erklärbar und kein Zufall sind, wohl ein Indikator für eine ähnliche Entwicklung in den kommenden Jahren. Und darauf legen wir bei der Tarifumberatung wert. Nicht zu vernachlässigen ist, dass ein unverhältnismäßig hoher Altbeitrag/-tarif in der Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Erhöhungen erfährt. Und daran ist der neue Tarif zukünftig zu messen.
Hinzu kommt, dass der typische Adressat der Tarifwechselmöglichkeit bereits im großen Maße Alterungsrückstellungen aufgebaut hat. Diese tragen zusätzlich dazu bei, künftige Beitragssteigerungen moderat zu halten.
Es kann nicht das Ziel sein, dem Kunden eine kurzfristige Beitragsersparnis zu ermöglichen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in ihr Gegenteil verkehrt. Für derlei haben die lange Zeit bei Mehrfachvertretern beliebten Gesellschaftswechsel gesorgt. Den Tarifwechsel macht gerade die Nachhaltigkeit der Ersparnis attraktiv.
„…da ein solcher Tarif einfach dadurch günstiger war, dass er wieder am sparen gespart hat.“
Diese Bemerkung verstehe ich, um ehrlich zu sein, nicht.
Die Konsequenz, dass der neue Tarif sogar teurer sein wird als der alte, folgt m.E. nicht mal aus Ihren Mutmaßungen über die Beitragsentwicklung von Alternativtarifen.
Mit besten Grüßen
Magdalena Warkotsch
Ich kann Frau Warkotsch ihren Aussagen nur unterstützen. Den optimalen Tarif für einen Kunden zu finden und auch bei dem Versicherungsunternehmen durch zusetzen ist nicht so einfach man glaubt. Aus meiner Erfahrung heraus verfügen Unternehmen über spezielle Programme die den optimalen Tarif aus Unternehmenssicht ermitteln. Diese Programme schauen in den Krankheitsverlauf / Schadenquote des Kunden und ermitteln als Vorschlag einen Tarif der am besten in Unternehmenspolitik passt. Mitarbeiter der Unternehmen sind häufig an Richtlinien gebunden und können nicht ohne Probleme einen anderen Vorschlag unterbreiten. Makler bevorzugen in vielen Fällen den Vorschlag zu einem „besseres Unternehmen“ zu wechseln, was in verschiedenen Fällen auch passen kann. Jedoch ist in den meisten Fällen der Wechsel der Versicherungsgesellschaft mit Nachteilen bestückt und sollte mit größter Sorgfalt geprüft werden. Einen Tarifwechsel innerhalb einer Gesellschaft prüfen mit unabhängiger Unterstützung sollte daher die erste Alternative sein. Die meisten Unternehmen verfügen über Alternativen ohne auf Leistungen zu verzichten, ohne Gesundheitsprüfung und ohne den Verlust der Altersrückstellungen.
Interessanter Artikel und Kommentare.
Da haben Sie eines der Hauptprobleme genannt, dass sich für Freiberufler mit der private Krankenversicherung stellt. Deshalb vielen Dank für diesen Hinweis zum Tarifwechsel innerhalb der Krankenversicherung, auf jeden Fall ein Thema, mit dem ich mich weiter auseinandersetzen werde.
Sehr guter Beitrag. Als selbständiger ist es Aufjedenfall wichtig bei der Private krankenversicherung nicht so viel Geld zu bezahlen.
Für Freiberufler kann es in speziellen Fällen auf jeden Fall sinnvoll sein, in die private Krankenversicherung zu wechseln. Auch, wenn immer noch die meisten in die freiwillig gesetzliche Krankenversicherung eintreten ….