Kennen wir doch irgendwie aus dem Arbeitsalltag: Es geht um Zukünftiges, da bleibt natürlich manches im Unklaren, und es treibt uns eher, lieber mal etwas zu tun, egal ob es hilft oder nicht, nur, damit das Gewissen beruhigt ist. Zeit und Handlungsdruck sitzen bekanntlich immer im Rücken, da sind wir dann doch eher der Schnellreagierer als die Scharfnachdenker. Kurzum: Als Selbstständige und Freiberufler fühlen wir uns auch in privaten Dingen tendenziell wie der „Unternehmer“-Typ, ein wenig nach dem Motto: Besser etwas gemacht zu haben, als gar nichts zu tun! Kommt doch irgendwie bekannt vor, oder?
Wenn es um die Zeit in 20 – 30 Jahren geht, und mehr…
Und das ist zugleich auch oft das Problem – und unsere Erfahrung – aus vielen Beratungen gerade beim Thema „Altersvorsorge“. Vieles ist – insbesondere für Selbstständige und Freiberufler – ungewiss. Gerade, je weiter wir in die Zukunft denken. Mit diesem Thema sollte aber jeder Freiberufler und Selbstständige genauso rational und gründlich planvoll – wie bei einer betrieblichen Investition oder Kaufentscheidung – herangehen. Immerhin: Es geht ja um nichts weniger als …
- die eigene finanzielle Zukunft in 20 bis 30 Jahren oder später
- eine dann möglicherweise klaffende Versorgungslücke im Alter und Ruhestand
- mögliche Kapitalvernichtung durch zukünftige Inflation je nach Szenario
- allgemeine Lebensrisiken
- mögliche künftige Rentenkürzungen
- Inflation
- mögliche Phasen von Arbeitslosigkeit
- eventuelle gesundheitlicher Beeinträchtigungen
- ggf. vorzeitigen Ruhestand
- sowie reichlich ungeplante Ausgaben aus Aufwendungen uvm.
sowie weitere Einfluss-Faktoren. Sie sorgen dafür, dass der Informations- und Beratungsbedarf enorm ist und das Thema private Altersvorsorge gerade bei Freiberuflern und Selbstständigen nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte.
Die mehr oder weniger große Versorgungslücke
Sprechen wir also einmal von der Versorgungslücke, oder genauer betrachtet: von der Differenz zwischen dem finanziellen Bedarf im Ruhestand und dem eigenen Einkommen, das wir zu diesem Zeitpunkt verfügbar haben. Diese Versorgungslücke zeigt, welche zusätzliche Versorgung wir aufbauen müssen, wenn der gewohnte Lebensstandard auch im Alter uns geboten werden soll. Daher: Je genauer und verlässlicher man mit der Prognose liegt, wie hoch die späteren Einkünfte im Ruhestand sein werden, um so sicherer ist auch die Prognose der möglichen Versorgungslücke und der sich daraus abzuleitende zukünftige Geldbedarf.
Doch bevor wir diese mehr oder weniger große Versorgungslücke schließen wollen, müssen wir uns sicher sein, dass alle Einflüsse und Belastungsfaktoren (siehe oben) wirklich in unserer Berechnung mit eingeflossen sind. Das setzt auch eine realistische und kritische Betrachtungsweise voraus. Oft kann es hier ein gutes Mittel sein, jemanden Drittes mit Erfahrungen dabei einzubeziehen. Und: Die Ermittlung einer möglichen Versorgungslücke hier und jetzt ist nur eine Augenblicksaufnahme. Die Erfahrung zeigt aber, dass hier regelmäßig, am besten einmal jährlich, die eigene Situation und die jeweiligen Berechnungen überprüft werden sollten. Eine gute Gelegenheit, dann die Berechnungen und Strategien den Änderungen im eigenen Leben, wie zum Beispiel bei
- Familienstand,
- beruflicher Stellung,
- Hypothekenzahlungen (Zu- und Abgänge),
- Ausbildung der Kinder,
- Gesundheit und Krankheitsfolgekosten
- und vieles mehr
regelmäßig anzupassen.
Umsetzung: Strategie, Produkte und Nachsteuerrendite
Die Analyse und die Ermittlung des Bedarfs führen zwangsläufig zu der Frage, welches die richtige, weil individuell passenden Vermögensbildungsstrategie ist. Nicht das einzelne oder vermeintlich „preiswerteste“ Produkt zur Altersvorsorge ist die Lösung, sondern eine umfassende, ganzheitliche und permanente Betrachtung von Maßnahmen und Produktlösungen. Wichtig ist hier die richtige Beratung, eine langfristig tragende Strategie für Freiberufler und Selbstständige vor allem unter den Aspekten
- Rendite,
- Risikoneigung,
- persönliche Steuern und Steuer-Quote sowie
- möglichen Subventionen
durchzuführen. Wichtiges Element der Strategie wird auch die Frage sein, welche Bestandteile des sogenannten „Drei-Schichten-Modell“ der Altersvorsorge, also aus
- Ebene 1: Basisversorgung (Gesetzliche Rentenversicherung, Berufsständische Versorgung, Landwirtschaftliche Alterskasse oder „Rürup-Rente“) mit steuerbegünstigten Beiträgen, oder aus
- Ebene 2: Kapitalgedeckte Zusatzversicherung (bAV, „Riester-Rente“) mit steuerfreien Beiträgen und zulagengefördert oder aus
- Ebene 3: Kapitalanlagen wie Aktien, Immobilien, Fondssparpläne sowie kapitalbildende Lebens- und Rentenversicherungen mit Beiträgen aus versteuertem Einkommen
in die persönliche Vermögensbildungsstrategie einbezogen werden können. Dabei ist es sehr wichtig, bei der Entwicklung der einzelnen Vermögenswerte die Rendite nach Steuern im Auge zu behalten.
Und, „last but not least“ noch zwei Aspekte, die immer wieder in unseren Beratungsgesprächen angesprochen werden, und die wir hier gerne als Ratschläge weitergeben möchten:
1. Denken Sie als Freiberufler oder Selbstständiger immer daran, dass Sie im Alter bzw. in der Rentenphase auch Liquidität brauchen – dies sollte unbedingt eingeplant werden!
2. Reden Sie ruhig auch einmal mit älteren oder ausgeschiedenen Berufskollegen, wie sie selbst ihre Rentenphase managen – oder noch gestalten wollen. Das kann für einen persönlich sehr aufschlussreich sein.