Kurz vorweg: Es hat nichts mit Scheitern zu tun, wenn Selbstständige und Freiberufler den Weg zurück in ein Angestelltenverhältnis suchen. Hier kann es viele Gründe geben, die dazu bewegen, das eigene Gewerbe aufzugeben – und verurteilen sollte man generell keinen! Doch gerade für diejenigen, die lange Zeit, vielleicht sogar Jahrzehnte lang ihr eigener Herr und Chef waren, birgt dieser Schritt in eine Anstellung so manche Hürde, die es zu meistern gilt. Diese 5 Dinge sollten Sie deshalb auf keinen Fall unterschätzen, wenn Sie sich dazu entschließen, die Selbstständigkeit doch wieder hinter sich zu lassen.
#1: First step: Formalia in der Jobsuche
Eine Sache, über die Sie sich vorher vielleicht keine Gedanken gemacht haben, die Ihnen aber spätestens bei Jobsuche auffallen wird: Sie werden Bewerbungen schreiben – und es wird lange dauern. Auch wenn für viele Freiberufler Akquise, das Aufsetzen von Geschäftskorrespondenz oder ähnliches zum Alltag gehört, ist eine Bewerbung nochmal ein ganz anderes Thema. Schließlich werben Sie hier explizit für sich selbst und müssen gewisse Formalia und Strukturen beachten! Da kommen Fragen auf: Wie begründe ich meinen Wechsel in ein Angestelltenverhältnis, ohne dass mein Gegenüber denkt, ich wäre gescheitert? Was sollte ich im Lebenslauf unbedingt als ehemaliger Selbstständiger erwähnen? Und was gehört in die Anlagen, wenn ich als Freiberufler keine Arbeitszeugnisse habe?
Ist dieser Schritt erstmal gemeistert und die Einladung zum persönlichen Gespräch erkämpft, können sich die meisten ehemaligen Selbstständigen erstmal zurücklehnen: Sich selbst und die eigene Karriere im (Kunden-) Gespräch zu verkaufen, sollte für Freiberufler kein Problem sein. Die nächsten Schwierigkeiten gibt es dann meist erst wieder später!
#2: Strikte Strukturen einhalten
Vorgaben im Büro bei internen Abläufen, vorgegebene Soft- und Hardware oder Arbeitszeiten, die nicht selbstbestimmt sind: Wer nicht mehr freiberuflich tätig ist, wird dies an allen Ecken merken, wenn es zurück in ein Anstellungsverhältnis geht. Es ist natürlich nicht so, dass es diese Regeln und internen Abläufe nicht auch in der Selbstständigkeit gibt – doch hier sind sie von einem selber aufgestellt, man folgt der eigenen Routine und arbeitet, wie es einem selbst am passendsten erscheint.
#3: Fokus auf die eigene Aufgabe
Während man vorher selbst die Verantwortung für alle Bereiche inne hatte, ist man jetzt in der Luxussituation, wirklich nur noch für den Bereich zuständig zu sein, für den man tatsächlich eingestellt wurde. Hört sich zunächst einmal sehr entspannend an, allerdings bedeutet das auch: Mit Kollegen klarkommen und deren Arbeit, die vielleicht nicht immer den eigenen Maßstäben entspricht, zu akzeptieren. Sich nicht einmischen kann verdammt schwierig sein.
#4: Zurück in die Befehlskette
Der eigene Chef sein, die Dinge auf die eigene Art und Weise regeln und vor allem: Keine Anweisungen annehmen müssen! Das sind Gründe, die viele Selbstständige dazu bringen, freiberuflich tätig zu sein. Diese Freiheiten werden geschätzt und man gewöhnt sich sehr schnell daran. Wenn es dann zurück in den Job in einem starren Unternehmen geht, das auf Hierarchien und klare Befehlsketten setzt, ist das für viele eine Herausforderung.
#5: Aber auch: Abschalten lernen!
Wer einen eigenen kleinen Betrieb führt und selbst dafür verantwortlich ist, dass Aufträge hereinkommen und alles seinen geregelten Gang läuft hat ganz selten Freizeit und noch viel seltener wirklich Urlaub oder Feierabend. Wenn es dann zurück in ein Angestelltenverhältnis geht, gehört es dazu zu lernen, wie man Job, Arbeit und Büro auch hinter sich lassen kann. Es geht natürlich nicht nur darum, mit der Stechuhr zu arbeiten und nur pünktlich Feierabend zu machen: Hier steht die Einstellung im Vordergrund. Wer nicht mehr die alleinige Verantwortung hat, sollte diesen Zustand auch genießen können und lernen, abzuschalten und Job auch mal Job sein zu lassen. Schließlich ist das der Grund, der viele Selbstständige zurück treibt: Man möchte mehr Zeit für sich und eine geregelte Freizeit haben.