Früher habe ich mich gefreut wie ein Schneekönig, wenn mein Blog hohe Zugriffszahlen hatte. Ich dachte, das heißt: Ganz viele Leute lesen, was ich schreibe. Welchen wirtschaftlichen Nutzen hatte das? Meistens gar keinen. Was bedeutet allein die Anzahl der Zugriffe? Sehr wenig. Ein Blog braucht keine Besucher, sondern Leser.
Also analysiere ich auch, wie lange denn ein Besucher auf meiner Seite bleibt. Kann ich daraus ableiten, dass zumindest einige Besucher auch Artikel lesen? Besser noch, sie lesen gleich mehrere Artikel. Das passiert bei mir nur selten. Ca. 20% der Besucher lesen nur einen einzigen Artikel, nämlich den über Vertriebs-Kennzahlen. Den mag ich persönlich am wenigsten. Mein Lieblingsartikel ist der über Kennzahlen und Anmachsprüche. Aber meine Meinung ist egal. Es kommt darauf an, was die Leser interessiert.
Angebot am Eingang
Wie bereits an anderer Stelle erläutert, mein Angebot muss am Eingang stehen und sofort klar sein. Wenn mein Angebot nicht sofort klar ist, dann kann es bestenfalls sein, dass Besucher sich über wertvolle Inhalte freuen – und dann wieder gehen.Sofern mein Angebot klar am Eingang positioniert ist, besteht zumindest die Chance, dass jemand es liest und nutzt.
Aber jetzt kommt die kritische Frage: Wie viele von denen, die auf meinen Blog gehen, suchen überhaupt nach einem Angebot wie meinem? Suchen die nach einen freiberuflichen Vertriebscontroller? Oder landen die nur bei mir, weil ich viele Keywords verwende, die in meinem Fachbereich wichtig sind?
Antwort: Maximal 0,2% der Besucher haben Interesse an einem freiberuflichen Vertriebscontroller. Die anderen suchen:
- selbst einen Job als Vertriebscontroller
- Infos über Kennzahlen für ihren eigenen Betrieb
- Fachliches über Kennzahlen für ihre Ausbildung
Ähnlich liegt der Fall bei vielen anderen aus meinem Netzwerk, die Blogs betreiben. Die Leser suchen in den seltensten Fällen nach unserem Angebot, sondern nach guten Gratis-Inhalten. Das ist auch völlig OK, und es verbessert unser Ranking. Und wir erwarten nicht, dass es sofort zu Verkäufen führt.
Blog als Kommunikationsinstrument
Nach Meinung einiger Marketing-Experten soll ein Blog theoretisch ein Instrument sein, um mit der Zielgruppe zu kommunizieren. Dazu gehört ein echter Austausch zwischen Betreiber und Lesern. Nach meiner Beobachtung wird dieses Ziel sehr selten erreicht. Die meisten längeren Konversationen finden auf den großen Plattformen statt – XING, LinkedIn, Facebook – oder manchmal in Foren. Ich bin froh, dass ich wenigstens eine gewisse Anzahl von Lesern dazu kriege, Artikel zu bewerten.
Im Sommer 2007 herum war ich auf Platz 1 bei Google mit „Interimsmanager Hamburg“. Ein paar Wochen lang wechselte ich mich auf dem ersten Platz mit einem Kollegen ab – mal war er 1 und ich 2, dann umgekehrt. Wir machten beide Witze darüber, wenn wir gelegentlich beim Essen zusammen saßen.
Nach einer Weile stellten wir allerdings fest, dass niemals jemand außer uns nach „Interimsmanager Hamburg“ suchte und dass die ganze Anstrengung umsonst war. Anzahl gewonnener Aufträge über diesen Kanal: Null. Also bemühten wir uns nicht weiter, verloren unsere Platzierung und es war ohne wirtschaftliche Auswirkung.
Am Anfang meiner eigenen SEO-Strategie, so um 2004, dachte ich mir, haue einfach möglichst viele Keywords in Deinen Blog. Ergebnis: Sehr viele Besucher, so gut wie keine Leser.
Nächster Schritt: Keywords ja, aber substanzhaltiger Content drumherum. Dazu gelegentliche Links auf Facebook und twitter gesetzt. Ergebnis: Deutlich mehr Besucher, deutlich mehr Leser, und sogar kleine bezahlte Aufträge über diesen Vertriebskanal.
Mit meiner relativ engen Spezialisierung – Vertriebscontrolling – sind 1.000 Leser pro Monat schon ziemlich gut. Ich bin relativ dicht dran, jedenfalls kontinuierlich über 900, in den letzten Monaten über 950. (Stand: Mai 2014).
3 Kommentare
Von dem Titel habe ich mir mehr versprochen – zumindest eine klare Antwort auf die provokant gestellte Frage. Offensichtlich verfolgt der Autor nach wie vor mit Keywords Leser zu gewinnen. Fachlichen Inhalt nebst Antwort bleibt er schuldig. Der Autor schafft beim Leser eine Spannungsspitze und lässt den Leser enttäuscht zurück. Ja, so steigert man die Anzahl der Leser. Aber wen wundert es nun, wenn so keine Aufträge zurück kommen.
Woher stammt das angebliche Wissen, was die Besucher suchen? Hat der Autor dazu eine qualifizierende Umfrage vorgenommen?
Die getroffenen Aussagen stützen sich offensichtlich auf Annahmen. Keywords frei gestellt von Bezug war auch schon in 2004 längst aus der Mode. Google hat schon vor dem Jahr 2000 begonnen, solche Blogs im Ranking ordentlich herab zu stufen. Was soll also das Ganze?
Weiter entscheidet der Suchstrings über das widergespiegelte Ranking. Mit einer entsprechende Suchanfrage kann man vieles auf Platz Uno bringen. Auch hierzu gibt der Autor keine Details an.
Null Aufträge – eine solche Aussage kann man nur treffen, wenn man über einen längeren Zeitraum hinweg potentielle neue Kunden befragt, wie sie die eigene Person gefunden haben. Aber welcher Freiberufler macht das schon mit der erforderlichen Disziplin?
.
Vielleicht gelten für Vertriebscontroller andere SEO Regeln – ich hingegen habe ganz andere Ergebnisse gesammelt, sofern man ein langfristiges Besucher Tracking eingebaut hat. Ich muss allerdings dazu angeben, dass ich in dem Kontext Bereich beratend unterwegs bin.
Hallo Poper,
vielen Dank für Ihre klare Kritik.
Als Experte für SEO haben Sie sicherlich eine andere Erwartung an den Titel als ein kaufmännischer Freiberufler. Ich habe keine technische Expertise in dem Bereich und will lediglich mit einem weit verbreiteten Irrtum aufräumen.
Viele Selbständige glauben immer noch, dass eine hohe Dichte an Suchbegriffen ihnen hohen wirtschaftlichen Nutzen bringt. Dem ist aber nicht so. Sie als Experte wissen das auch, aber viele wissen es noch nicht.
Selbst wenn man in den Suchergebnissen vorne liegt, heißt das noch lange nicht, dass das etwas nützt, insbesondere wenn niemand außer mir selbst nach den Begriffen sucht.
Und sogar wenn jemand danach sucht, fragt sich, aus welchen Gründen.
Meine Aussagen stützen sich in der Tat teilweise auf Annahmen, teilweise aus dem Austausch mit anderen kaufmännischen Selbständigen und Beratern. Aus der Kombination von Artikeln, die am häufigsten gelesen werden, lässt sich glaube ich relativ belastbar ableiten, aus welchen Gründen die Leser auf unsere Seiten kommen.
Auf welchen Wegen die Kunden mich finden, weiß ich zumindest für die Vergangenheit recht genau. Eine detaillierte Analyse finden Sie in meinem Gratis-ebook auf http://www.schnellerkunden.de.
Ich finde übrigens nicht, dass ich nicht über das schreibe, was im Titel steht. Wann ist ein hohes Google-Ranking nutzlos? Zum einen, wenn niemand nach den Begriffen sucht, zum anderen, wenn zwar nach den Inhalten gesucht wird, aber nicht nach dem Angebot. Das finde ich ziemlich klar und linear.
Herzliche Grüße
Alexander Meneikis
Ich lese auch immer gerne Artikel von anderen Freiberuflern zum Thema SEO oder Google Rankings. Im Prinzip ist die Anzahl der Leser auch nicht so wichtig, wenn man über seinen Blog auch eine Leistung verkaufen möchte. Eine hohe Conversation Rate und eine niedrige Bounce Rate sind da bessere Kennzahlen. Als SEO Freelancer hat man eine große Verantwortung gegenüber seinen Kunden, wobei das natürlich für jeden Freelancer gelten sollte. Vorab ist natürlich auch das jeweilige Ziel eines Blogs zu definieren.