Fluch und Segen? Kaum eine andere Finanzsache bewegt die Menschen aktuell so sehr wie das gegenwärtige Niedrigzinsniveau. Vereinzelt wollen Geschäftsbanken auch in Deutschland für größere Geldanlagen sogar einen Negativzins von ihren Kunden, wie erst kürzlich eine größere Mittelstandsbank erklärte. Freiberufler und Selbstständige dürfte es nicht anders ergehen: Zwar freut es, dass sich Überziehungs- und Kreditzinsen weiter nach unten bewegen und so günstig wie nie zuvor sind, aber andererseits gibt es für Erspartes und Rücklagen in die Zukunft kaum noch Zinsen. Was also tun, wenn es um den privaten Vermögens- und Altersvorsorgeaufbau geht?
Sparen verliert an Reiz
In der Tat sind hier andere Anlagen und Strategien gefordert, als sie bisher immer klassisch von Banken und Finanzberatern empfohlen wurden: Produkte wie Sparbücher, Tagesgeld- oder Festgeldkonten usw. dürften mit ihren Minizinsen unter dem aktuell herrschenden Zinsdruck und einer jetzt noch moderaten Inflationsrate auf kurze oder lange Sicht zur kalten Enteignung führen. Und die Fakten zeigen aktuell wenig Erfreuliches für den klassischen Sparer: Laut Deutscher Bundesbank verfiel der Zinssatz (im Neugeschäft der deutschen Banken -MFIs-) im Oktober 2014 auf ein Rekordtief von 0,56 Prozent (Jahres-Effektivzinssatz) für Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis 3 Monate. 10 Jahre zuvor lag er noch bei 2,13 Prozent und fiel zum Jahreswechsel 2012/13 erstmals unter die 1-Prozent-Schwelle. Bei Festgeld-Zinssätzen sind aktuell je nach Volumen und Laufzeiten im besten Fall nicht mehr als 1,0 – 1,5 Prozent zu erzielen, wobei es sich hier wohl eher um Kampf-Konditionen von Wettbewerbern im (Online-)Bankenmarkt handelt. Hingegen gehören „alteingessene“ Filialbanken mit Zinssätzen weit darunter im Null-Komma-Wenig-Bereich zum Hauptfeld der Anbieter. Ganz zu schweigen von den Guthabenzinsen bei Girokonten, die nur noch in seltenen Fällen etwas mehr als Nullzinsen erbringen, wenn man die üblichen, leicht zugänglichen Zinsvergleichs-Portale im Internet für derlei einmal abfragt. Und selbst bei zehnjährigen Bundesanleihen sind reale Erträge von mehr als 0,2 bis 0,4 Prozent nicht mehr zu erwarten. Apropos Sparerträge, falls es sie noch gibt: Nach Steuern schrumpfen diese dank Abgeltungsteuer nochmals.
Und viel mehr ist für lange Zeit nicht zu erwarten – eher noch weniger. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt kein Verhalten, ihre Leitzinsen, an denen sich Bankeinlagen und Anleihen ausrichten, anzuheben. Ganz im Gegenteil: Die Zinsen sollen, so EZB-Präsident Mario Draghi kürzlich, noch für einen „langen Zeitraum niedrig bleiben, vielleicht länger als ursprünglich vorgesehen.“
Und so zerrinnt der Wert des Geldvermögens bei vielen klassischen Sparern, wie unlängst auch der Versicherungskonzerns Allianz die Folgen der Hungerzinsen einmal vorgerechnet hat: Laut Allianz-Studie vernichtete die Niedrigzinspolitik der EZB im vergangenen Jahr 5,4 Milliarden Euro bundesdeutsches Sparvermögen, wenn man es mit den Zinsen zwischen 2003 bis 2008 vergleicht. Für 2014 fällt die Negativ-Bilanz beim deutschen Sparer noch krasser aus. Das zeigen besonders die Pro-Kopf-Zahlen: Unter dem Strich erlitt jeder deutsche Sparer im vergangenen Jahr einen Zinsverlust von 67,60 Euro. Das Minus lag im Jahr davor noch bei knapp der Hälfte (34,20 Euro). Laut Prognose könnte es in diesem Jahr sogar auf 71,60 Euro ansteigen.
Wo fangen wir also an …
Nicht ganz unschuldig sind die deutschen Sparer daran, meinen viele Finanzexperten. In unseren Neukunden-Beratungsgesprächen stoßen wir immer wieder auf eine bemerkenswert niedrige Aktienquote unserer Mandanten. Ein Merkmal, worin sie sich von professionellen Investoren deutlich unterscheiden. Letztere können aber sehr gut den aktuellen Niedrigzinsdruck widerstehen. Deren Strategie: Ein gut rentierlicher Mix aus
- Immobilien,
- Aktien
- Anleihen
- Rohstoffen
und nicht zu vergessen,
- bei überschaubaren Handels- und Verwahrungskosten.
Der Mix – näher betrachtet
Und was spricht besonders für diese einzelnen Komponenten:
- Aktien, obwohl vielen zu schwankungsanfällig und riskant für einen Altersvorsorge- oder Vermögensaufbau: Der langfristige Wertzuwachs dank Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinnen spricht klar für sie. Trotz Finanzmarktkrise (2009) legten die Aktien im Deutschen Leitindex DAX im vergangenen Jahrzehnt jährlich durchschnittlich um 8,7 Prozent zu, die letzen 20 Jahre betrug das jährliche Plus im Schnitt 7,2 Prozent und auf die letzten 25 Jahre gesehen sogar rund acht Prozent.
- Immobilien: Wenn bereits Eigenbesitz vorhanden ist, kann ein Teilanlagebetrag zum Beispiel über Fonds, die eine breite Streuung des Investments (Standorte, Nutzungen, Größen) und ein professionelles Management sicherstellen, zur Sicherung von – größtenteils steuerfreien – Renditen über dem Inflationsniveau verwendet werden.
- Rohstoffe: Als Depotbeimischung ohne Abhängigkeiten zu anderen Anlagen („Korrelation“) können sie – zum Beispiel in Form von Edelmetallen – Depots noch besser stabilisieren und krisenfester „schnüren“.
- Anleihen erfordern aktuell eine besonders intensive Suche und ein sachkundiges Vermögensmanagement. Mit entsprechend flexibel gestalteten Anlage-Konzepten bieten auch sie durchaus ein Rendite-Plus.
… etwas, für die Zeit – und mit der Zeit!
Nicht immer einfach wird es, bei kleineren Anlagebeträgen ein ausgewogenes Chance-Risiko-Profil zu erreichen. Komplex kann es dann werden, wenn individuelle Renditewünsche und Risikoneigungen entsprechend den hier üblichen Klassifizierungen wie
- „defensiv“
- „ausgewogen“ oder
- „wachstumsorientiert“
umgesetzt werden sollen. Eine mögliche Lösung, um auch ein geringeres Start-Vermögen unter angemessenen Risiken wachsen zu lassen, sind insbesondere gezielt nach diesen Kriterien ausgewählte, gut gemanagte und breit ausgerichtete Fonds, die schon in den letzten Jahren bewiesen haben, was sie können. Letztlich kommt es auch hier auf die richtige Mischung (z.B. Aktien, Branchen, Länder/Regionen, Anleihen, Edelmetalle, Währungen), Mentalität und Flexibilität an – da spielt die Fondsgröße ganz und gar nicht die entscheidende Rolle! Jedoch – wie es so oft bei Freiberuflern und Selbstständigen am Markt und im Wettbewerb gilt – ist vor allem Durchhaltevermögen gefragt. Denn der private Vermögens- und Altersvorsorgeaufbau trägt mit diesen Anlagestrategien fernab der klassischen Zinsprodukte auch nur mit der Zeit seine Früchte.