Uns Projekt- und Personaldienstleistern kommt als Intermediäre an der Schnittstelle zwischen der Nachfrage aus privater Wirtschaft und von öffentlichen Auftraggebern sowie dem Know-how der (solo-)selbständigen Wissensarbeiter eine besondere Rolle zu. In dieser Funktion hören wir von beiden Seiten, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen zu einer großen Verunsicherung führen, die teilweise einschneidende Maßnahmen nach sich zieht.
Vor diesem Hintergrund hat der Bundesverband für selbständige Wissensarbeit e.V. in Kooperation mit dem Institut für Management und Innovation (IMI) der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen betroffene Auftraggeber und Auftragnehmer zur Situation befragt. Auf der Auftraggeberseite wurden ausgewählte Vertreter aus Unternehmen und Verbänden interviewt. Diese kommen aus Branchen, die bedeutend für die wirtschaftliche Stärke Deutschlands sind, darunter Chemie, Maschinenbau oder die Unternehmensberatung. Auf der Auftragnehmerseite wurden über 1.450 selbständige Experten befragt, bei denen wir uns herzlich für Ihre Teilnahme bedanken.
Ergebnisse:
Viele befragte Vertreter aus Unternehmen und Verbänden sehen einen direkten Zusammenhang zwischen der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit und der Gesetzgebung. Noch kritischer schätzen dieses Thema die befragten selbständigen Wissensarbeiter ein. 86 Prozent bewerten die durch die aktuelle Gesetzgebung entstandenen Einschränkungen für die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen als kritisch bis sehr kritisch. Fast ebenso viele (85 Prozent) sehen die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen bedroht.
Zur Verbesserung des Situation gibt es verschiedene Vorschläge: Während einige Vertreter aus Unternehmen und Verbänden eine Überarbeitung der Gesetzgebung für notwendig halten, sind andere eher dafür, untergesetzliche Vorschriften wie z. B. die Verwaltungsanweisungen zu konkretisieren und klare Kriterien, die unter anderem auch mit agilem Projektmanagement und den Anforderungen der Praxis vereinbar sind, zu definieren. Die (solo-)selbständigen Wissensarbeiter halten die Aktualisierung der Prüfungsinhalte des Statusfeststellungsverfahrens und mehr Transparenz im Verfahren selbst für geeignet, endlich mehr Rechtssicherheit zu schaffen.
Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen erneut unseren Appell: Wir benötigen Rechtssicherheit für den projektbasierten Einsatz selbständiger Experten – es besteht dringender Handlungsbedarf! Gerade in der aktuellen Situation ist die Schaffung von Rechtssicherheit gleichbeutend mit realer Wirtschaftsförderung. Und das ohne zusätzliche finanzielle Belastungen für unser Land! Dafür setzen wir uns im Rahmen unserer Mitgliedschaft im Bundesverband für selbständige Wissensarbeit ein.
Frage 1: Zu welchem durchschnittlichen Tagessatz erbringen Sie Ihre Dienstleistungen als Selbständiger im Unternehmen? (n=1464)
Hohe Tagessätze: (Solo-)selbständige Wissensarbeiter verdienen weit über dem Durchschnittseinkommen. Sie sind damit nicht auf den Schutz des Staates vor Ausbeutung angewiesen.
Frage 2: Sind Ihnen im Rahmen Ihrer selbständigen Tätigkeit Aufwendungen durch das Thema Scheinselbständigkeit entstanden? (bei Mehrfachnennung; n=1899)
Gesetzgebung verursacht hohe Kosten: Den (solo-)selbständigen Wissensarbeitern entstehen durch die aktuelle Gesetzgebung zusätzliche Aufwendungen – am häufigsten durch Rechtsberatung, gefolgt von organisatorischen Anpassungen und der Beschaffung eigener Arbeitsmittel.
Frage 3: Wie bewerten Sie als Selbständiger, dass die aktuelle Arbeitsmarkt-Gesetzgebung und das Statusfeststellungsverfahren und damit verbundene Unsicherheiten beim Einsatz von „Fremdpersonal“ (insbesondere im agilen Projektmarkt) zu Einschränkungen im Bereich der Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen führt? (n=1463)
Innovationsfähigkeit wird eingeschränkt: 86 Prozent der befragten Wissensarbeiter sehen den Einfluss der Gesetzgebung auf die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen kritisch bis sehr kritisch. Viele Branchen haben aufgrund der aktuellen Gesetze Schwierigkeiten, schnell und flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren.
Frage 4: Sind Ihrer Meinung nach Anpassungen der bestehenden Gesetzgebung notwendig? (n=1464)
Anpassung der Gesetzgebung: 88 Prozent der befragten (solo-)selbständigen Wissensarbeiter hält Anpassungen bei der Gesetzgebung für notwendig. Ein großes Problem ist auch die uneinheitliche Anwendung der Kriterien des Statusfeststellungsverfahrens durch die Deutsche Rentenversicherung Bund.
Frage 5: Welche der folgenden Maßnahmen halten Sie für geeignet? (n=1283)
Anpassungsvorschläge: Über 84 Prozent halten eine Anerkennung von alternativen Altersvorsorgemethoden für eine eher gut bis sehr gut geeignet. Auch die Aktualisierung der Prüfungsinhalte des Statusfeststellungsverfahrens und eine transparentere Prüfsituation werden befürwortet.
Download der vollständigen Studie: http://www.freelancer-studie.de/studie-2020.html