Für Freiberufler gestaltet sich die Baufinanzierung oft schwierig, weil sie meist kein geregeltes Einkommen haben und der monatliche Geldzufluss oft starken Schwankungen unterworfen ist. Viele Banken wollen in solchen Fällen keine Kredite gewähren, sodass der Traum vom eigenen Haus oft nicht in Erfüllung gehen kann.
Wenn Freiberufler jedoch vorausschauend planen und sich intensiv beraten lassen, müssen sie auch bei unregelmäßigen Einnahmen nicht automatisch auf das gewünschte Eigenheim verzichten. Wichtig ist, die zu erwartenden Ausgaben im Blick zu haben und sich zudem für ein Haus zu entscheiden, dessen Kosten den finanziellen Spielraum nicht extrem überschreiten werden.
Die Kosten im Blick behalten
Wer als freischaffender Erwerbstätiger ein Haus bauen oder kaufen möchte, sollte sich gleich zu Beginn seiner Überlegungen mit Experten zusammensetzen, um über die Baufinanzierung zu beraten und einen Überblick über die vorhandenen Finanzen zu bekommen.
Genügend Eigenkapital sollte auf jeden Fall vorhanden sein, weil viele Kreditinstitute sonst von vornherein abwinken und kein Risiko eingehen wollen. Folgende Fragen sollten unbedingt diskutiert und hinreichend beantwortet werden:
- Wie hoch ist das Eigenkapital?
- Mit welchen Schwankungen ist bei den monatlichen Einnahmen zu rechnen?
- Gibt es ein Mindesteinkommen, das jeden Monat zu erwarten ist?
- Sind weitere Einnahmequellen vorhanden, die regelmäßigen Geldfluss garantieren (Rente, Miete, Pflegegeld für Angehörige, Kindergeld, fester Nebenjob, geregeltes Einkommen des Partners usw.)?
- Unterstützen weitere Personen (zum Beispiel die Eltern) das Bauvorhaben durch geldliche Zuwendungen?
Wichtig ist, dass alle Beteiligten einen genauen Überblick über die finanzielle Situation bekommen. Der Freiberufler sollte zudem nicht nur einen Einkommensnachweis, sondern am besten gleich die Einkommensteuerbescheide der vergangenen Jahre vorlegen können. Auf diese Weise ist es möglich, die Einkommensentwicklung zu beobachten, daraus wiederum mögliche Rückschlüsse für das künftige Einkommen zu ziehen und abzuwägen, ob die Kredite auch in Zukunft sicher bedient werden können.
Junge Freiberufler brauchen meist mehr Eigenkapital
So manches Mal werden Finanzierungspläne wieder über Bord geworfen, weil zu knapp kalkuliert wurde. Oft müssen gerade junge Freiberufler ihren Wunsch nach eigenen vier Wänden noch einige Jahre aufschieben, um mehr Eigenkapital anzuhäufen und zusätzlich ein höheres monatliches Mindesteinkommen zu erzielen.
Zudem ist es ratsam, neben dem Eigenkapital für die Hausfinanzierung, ein zusätzliches Polster anzusparen, auf das zurückgegriffen werden kann, wenn der monatliche Geldeingang über einen bestimmten Zeitraum hinweg spärlicher ausfällt. Schließlich müssen die Kredite fürs Haus auch bedient werden können, wenn es beruflich mal nicht ganz so rund läuft.
Manchmal gilt es einfach, bisherige monatliche Ausgaben zu prüfen und auf bestimmte Dinge wie Urlaub oder ein in der Anschaffung und Haltung zu teures Auto zu verzichten, damit es mit der Finanzierung klappt. Das betrifft auch oft so manche Versicherung – Freiberufler sollten den eigenen Versicherungsschutz überdenken und eventuell überflüssige Verträge rechtzeitig kündigen.
Vorsicht ist bei hohen Ratenzahlungen geboten, die in der Folgezeit noch laufen werden. Manchmal ist es in solchen Fällen besser, mit dem Hausbau oder -kauf zu warten, bis die letzte Rate gezahlt wurde. Teure Anschaffungen, die nicht unbedingt notwendig sind, sollten vor einer geplanten Hausfinanzierung erst einmal tabu sein. Meistens muss gerade in den ersten Jahren nach dem Hausbau oder -kauf der Gürtel ohnehin enger geschnallt werden. Freiberufler, die nicht jeden Monat einen bestimmten Geldeingang zu erwarten haben, müssen in dieser Hinsicht ihre Kosten sorgfältig im Blick behalten und unnötige Ausgaben vermeiden – auch dann, wenn sie endlich stolze Hausbesitzer sind.
Über die Autorin
Leticia Nilsson arbeitet bei viva-haus.de, einem Massivhaus-Anbieter aus Dresden. Sie beendete 1996 Ihr betriebswirtschaftliches Studium mit den Schwerpunkten Rechnungswesen und Finanzierung an der TU Dresden mit einem Diplomabschluss und begann ihre berufliche Laufbahn bei einer Immobilien-Agentur in Erfurt im Bereich Controlling. Im späteren Verlauf dieser Tätigkeit nahm sie auch Beratungsaufgaben rund um das Thema Finanzierung war und wurde stellvertretende Abteilungsleiterin. Nach einer Babypause wagte Sie 2002 den Sprung in die Selbstständigkeit als selbstständige Redakteurin. Durch ihre bisherige Tätigkeit und auch aus eigenen Erfahrungen ist sie bestens mit den Schwierigkeiten einer Baufinanzierung für Freiberufler vertraut.
5 Kommentare
Danke für den Artikel. Die Probleme kenne ich nur zu gut.
Die Sache ist viel einfacher. Dafür gelten die gleiche Wirtschaftsgesetze wie für jede andere Investition. Das heißt bei Immobilienpreisen, die in Deutsachland es gibt, lohnt es sich so gut wie gar nicht, wenn ein Mensch kein Vermögen hat. Außerdem zur Miete ist es einfacher ein Teil davon steuerlich absetzen.
Und wie steht es mit den Wohnbauförderungsprogrammen für die Freiberufler? Die Ingenieurarbeiten zu bezahlen haben meinem Freund die Eltern, denn sie träumen schon davon, dass er sein eigenes Nest bald hat. Was aber die Bauarbeiten betrifft, so sind hier die Rabatten möglich. So habe ich wenigstens gehört! Aber danke für gründliche Überlegungen zum Eigenkapital!
Werde das mal bei Google checken
Ich dachte, dass man sich als Freiberufler nicht solche Sprünge leisten kann. Mein Kollege achtet immer darauf, dass er seine Baufinanzierung so gestaltet, dass er einen Ausfall selbst decken kann. Der Gedanke, dass ich den Kredit vielleicht nicht bezahlen kann, macht mich ganz nervös.